Grüne Wand selber machen und richtig bepflanzen
Märchenhäuser, verschwunden unter einer dicken Schicht Efeu, Prinzessinnen hinter Rosenranken, Hobbithöhlen unter Blumenwiesen – eine grüne Wand ist nicht nur ein Traum für Märchenliebhaber. Es geht ein Zauber aus von diesen bewachsenen Schönheiten. Aber sind sie auch praktisch? Kann man sie vernünftig pflegen, schaden sie den Fassaden? In diesem Artikel möchten wir Ihnen einige Tipps geben, wie Sie eine grüne Wand selber machen und bepflanzen können und welche Arten von Pflanzen sich dazu besonders gut eignen.
Vom Nutzen einer grünen Wand

Quelle: Pixabay.com
Tatsächlich ist es so, dass eine grüne Wand nicht nur märchenhaft aussieht, sondern dass die Pflanzen an einer Außenmauer auch viele praktische Vorteile mit sich bringen.
Natürlich ist es zunächst die Schönheit einer grünenden und blühenden Wand, die uns besticht. Es gibt sogar eine Pflanze, der Schlingknöterich, die, weil sie kleinere Baumängel gnädig unter ihrem Grün sehr schnell verschwinden lässt, „Architektentrost“ genannt wird.
Zudem aber liegt der große Vorteil einer begrünten Fassade in der Fähigkeit die Temperatur etwas zu regulieren. Im Sommer halten sie die Wände kühler, im Winter sind sie eine natürliche Dämmung. Eine Bio-Dämmung, die keine Unmengen Styropor verlangt!
Eine wirkliche Schalldämmung, wie manche Anhänger einer grünen Wand behaupten, wird man nicht erwarten dürfen, aber ein wenig leiser dringen die Geräusche durchaus zur Wohnung vor. Und manchmal ist dann vielleicht sogar ein sehr erwünschtes „Geräusch“ dabei: Vogelstimmen. Die geflügelten Gäste profitieren ebenfalls von einer bewachsenen Fassade, denn als kleines Biotop beherbergt sie Insekten, bietet Unterschlupf und Nahrung. Wer sich vor kleinen sechs- und achtbeinigen Untermietern scheut, der kann sich leicht und effektiv mit einem Insektengitter abhelfen.
Als Einwand gegen eine Fassadenbepflanzung hört man oft, dass diese der Wand schaden kann, da Feuchtigkeit zu lange am Mauerwerk bleibt. Das Gegenteil ist der Fall. Die Wurzeln der Pflanzen entziehen in Mauernähe dem Boden Feuchtigkeit und die Blätter schirmen vor Regen ab. Haftwurzeln, mit dem sich zum Beispiel der Efeu hochhangelt, können zwar wirklich dem Putz schaden, allerdings nur wenn er brüchig ist. Bei festem, renoviertem Untergrund können selbst diese Kletterer wenig anrichten. Bei schadhaftem und rissigem Mauerwerk sollte man diesen Selbstkletterern, zu denen auch der wilde Wein gehört, andere Kletterpflanzen vorziehen. In diesem Fall wird man Gerüstkletterpflanzen (Clematis, Blauregen, Knöterich) vorziehen.
Grüne Wand selber machen – welche Pflanzen eigenen sich?

Quelle: Pixabay.com
Ein immergrüner Kletterkünstler, der anspruchslos auch in dunkleren Bereichen ganzjährig die Mauer verschönert, ist der Efeu. Mit wunderschöner Herbstfärbung besticht der wilde Wein. Ebenso wie Efeu braucht er kein Spalier und wie dieser kommt auch er mit weniger Sonne aus und bildet eine prächtige grüne Wand.
Von den Kletterpflanzen mit Blütenreichtum bevorzugen fast alle ein helleres Plätzchen. Nur der Schlingknöterich, er wird auch „Klettermax“ genannt, gedeiht im Halbschatten bis Schatten. Er macht seinen Namen alle Ehre und schafft schon im ersten Jahr bis drei Meter Wuchszuwachs – also nichts für kleine Mauern. Und nichts für schwache Gerüste oder schwache Dachrinnen- der Klettermax ist ein Kraftpaket und kann diese regelrecht abwürgen. Er blüht ab Juni und hat kleine, duftende Blüten.
Für Halbschatten und Sonne eignet sich für die grüne Wand unter anderen die Clematis. Sie hat herrliche, große, sternförmige Blüten und es gibt sie in vielen Farbvarianten.
Blauregen liebt Wärme und Sonne. Er reagiert sehr empfindlich auf Zugluft und sollte ein windstilles Plätzchen bekommen. Seine wunderbaren Traubenblüten, die es bei veredelten Sorten auch in rosa und weiß gibt, zeigen sich schon früh im Jahr.
Spalierpflanzen haben gegenüber Selbstkletterern den Vorteil, dass, sollte die Wand einmal renoviert werden, sie sich leicht entfernen lassen. Efeu und wilder Wein lassen sich natürlich auch abreißen, sie hinterlassen aber ihre Saugwurzeln und Saugnäpfchen, die mit mehr Mühe abgenommen werden müssen.
Neben diesen Kletterpflanzen, die lange das Haus und ihre Bewohner begleiten können, gibt es auch einjährige Kletterpflanzen wie die Schwarzäugige Susanne und die Feuerbohne.
Und – nicht zu vergessen – als schmackhafte Alternative – kann auch Spalierobst eine Hauswand schmücken. Im Folgenden haben wir für Sie eine kleine Übersicht mit verschiedenen Pflanzen aufbereitet, die sich für eine grüne Wand gut eignen:
Geeignete Pflanzen: Nordwand
Pflanze | Lat. Bezeichnung | Eigenschaft |
Efeu | Hedera helix | Immergrün, wächst eher langsam, nicht bei rissiger Wand verwenden, Selbstkletterer |
Kletterspindelstrauch | Euonymus fortunei | Es gibt zahlreiche Kultursorten, Selbstkletterer |
Henrys Geißblatt | Lonicera henryi | Gelbrote Blüten |
Hopfen | Humulus lupulus | Stirbt im Winter oberirdisch ab, wächst schnell |
Pfeifenwinde | Aristolochia macrophylla | Blüte unscheinbar |
Geeignete Pflanzen: Sonnenanbeter
Pflanze | Lat. Bezeichnung | Eigenschaft |
Blauregen | Wisteria sinensis | Braucht eine starke Rankhilfe, Blütenpracht im Frühling |
Kletterrose | Rosa spp. | Muss hochgebunden werden, schöne Blüten |
Trompetenblume | Campsis radicans | Frostempfindlich!, schöne Blüten |
Wein (Echter Wein) | Vitis | Boden sollte aufgelockert sein, Kalkzugabe empfohlen |
Pfeifenwinde | Aristolochia macrophylla | Blüte unscheinbar |
Geeignete Pflanzen: Zufrieden in Sonne bis Halbschatten
Pflanze | Lat. Bezeichnung | Eigenschaft |
Kiwi | Actinidia chinensis | Männliche und weibliche Pflanzen nebeneinander pflanzen- sonst gibt’s keine Früchte (zweihäusig) |
Kletterspindelstrauch | Euonymus fortunei | Es gibt zahlreiche Sorten |
Klematis | Clematis-Hybriden | Es gibt zahlreiche Sorten |
Schlingknöterich | Polygonum auberti | Sehr schneller Wuchs, drohende Schäden, geringe Bodenansprüche |
Winterjasmin | Jasminum nudiflorum | Langsamer Wuchs, muss hochgebunden werden |
Was muss man bei der Bepflanzung beachten?

Quelle: Pixabay.com
Sonne oder Schatten, Westen oder Osten – zunächst ist die Sonneneinstrahlung und die Temperatur ein wichtiges Kriterium, das die Wahl der Pflanze beeinflussen sollte. An den Boden stellen die verschiedenen Klettergewächse ebenfalls unterschiedliche Ansprüche. Staunässe ist aber immer zu vermeiden und bei harten Lehmböden kann der Boden vorher gelockert und mit Sand und Kompost aufgebessert werden. Eine Kiesschicht unter der Pflanzung hilft effektiv gegen Staunässe, da das Wasser so abrinnen kann. Bodenaufbesserung mit frischer Gartenerde und Kompost ist vor der Pflanzung immer zu empfehlen.
Der Pflanzabstand vom Haus sollte mindestens 20 cm betragen. Man kann die Pflanze leicht schräg einpflanzen mit einer leichten Neigung zum Haus. Die Pflanzgrube sollte nicht zu klein ausfallen.
Die Rankhilfen sollten ähnlich wie bei einem Rosenbogen mit ausreichendem, besser etwas zu großen, als zu kleinen Schrauben befestigt werden und einen Abstand zu Wand haben, je nach geplanter Größe des Bewuchs und Pflanzenart mehr oder weniger.
Um eine gleichbleibende Feuchtigkeit für die grüne Wand bzw. Pflanzen zu erhalten, ist es hilfreich Bodenbedecker zu setzen. Das ist für alle Kletterpflanzen ein Vorteil, besonders aber für die zarte Clematis, die sonst in trockenen Sommern immer ausreichend gewässert werden muss.
Wie müssen die Pflanzen gepflegt werden?
An die Pflege stellen die Kletterpflanzen höchst unterschiedliche Ansprüche. Während manche robuste Kletterer kaum zu bremsen sind, muss man sich um andere, wie Kletterrosen, Clematis, Obstbäumchen, ein wenig mehr kümmern.
Wichtig ist, dass Fenster, Dachrinnen und Abflussrinnen immer freigeschnitten werden. Einen Auslichtungsschnitt danken Obstbäume, Rosen und Blauregen mit verstärkter Blüte.